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Open-BIM und Brandschutz - Beispiele für die praktische Anwendung (1/3)

Mirbek Bekboliev

Durch den Einsatz offener Standards wie den Industry Foundation Classes (IFC), Information Delivery Specification (IDS) und BIM Collaboration Format (BCF) sowie durch Services wie dem buildingSMART Data Dictionary (bSDD) hat sich Open-BIM als eine der wichtigsten Methoden im Bereich Building Information Modeling (BIM) etabliert. Diese Methode fördert die reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und erweist sich insbesondere in der Brandschutzplanung als äußerst effektiv. 

Die Integration von Simulations- und Analysetechniken sowie die transparente Kommunikation von Planungsentscheidungen führen zu einer deutlichen Verbesserung der Modellqualität und Risikominimierung. Brandschutzingenieure nutzen die Möglichkeiten von Open-BIM, um frühzeitig modellbasierte Simulationsbewertungen durchzuführen, um die Einhaltung der baulichen Vorschriften sicherzustellen und vorbeugende Maßnahmen gegen Brandgefahren zu ergreifen. Dieser iterative Prozess ermöglicht es den Beteiligten, die Auswirkungen von Entwurfsentscheidungen genau abzuschätzen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Dank offener Standards können alle Beteiligten, einschließlich der Bauherren, Gutachter, Architekten und Brandschutzplaner, maschinenlesbare und menschenlesbare Anforderungen über IDS austauschen. Dieser interoperable Rahmen ermöglicht einen effizienten Informationsaustausch und eine zuverlässige Zusammenarbeit unabhängig von Softwarebeschränkungen. Brandschutzingenieure können auf IFC-Modelle zugreifen, um Simulationen und Analysen durchzuführen, während Architekten ihre Entwürfe auf der Grundlage dieser Erkenntnisse iterativ verfeinern können. Dies wird durch das Issue Management und die BCF-Protokolle erleichtert.

Insgesamt fördert die Open-BIM-Methode in Verbindung mit der vorgeschriebenen Brandschutzplanung und -analyse eine optimierte Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, was zu einer Risikominimierung und der Einhaltung der Anforderungen führt. Die buildingSMART-Fachgruppe "Brandschutz & BIM" arbeitet eng mit dem VDI zusammen, um die Prozesse und den Austausch weiter zu optimieren.

Open-BIM in einfacher Sprache

Der auf den buildingSMART-Standards und -Services basierende Open-BIM-Workflow bietet die Möglichkeit, die Vorteile von BIM (Building Information Modeling) zu nutzen, indem die Zugänglichkeit, Nutzbarkeit, Verwaltung und Nachhaltigkeit digitaler Daten im Bauwesen verbessert werden. 

Der zentrale Grundsatz dieses Ansatzes ist ein kollaborativer Prozess, der herstellerunabhängig ist und den Schwerpunkt auf gemeinsam nutzbare Projektinformationen legt, um eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten zu fördern. Dieser Rahmen fördert zudem die Interoperabilität zwischen Projekten und Systemen während ihres gesamten Lebenszyklus sowie zwischen verschiedenen Disziplinen. Es ist hervorzuheben, dass die Brandschutztechnik in diesem Arbeitsablauf eine wesentliche Rolle einnimmt und dadurch ihre Relevanz im Gesamtprozess unterstreicht.

Um die Prinzipien der openBIM-Standards auf einfache Weise zu verstehen, ist es hilfreich, einen Vergleich mit dem Prozess des Kochens oder der Bestellung und Zubereitung einer Pizza zu ziehen (siehe Analogie in Abbildung 1). Es ist von entscheidender Bedeutung, sich vor Augen zu führen, dass Rezepte von Experten, in diesem Fall von Küchenchefs, entwickelt werden.

Abb. 1 openBIM in einer einfachen Sprache - Analogie zum Kochen

Bildcredit: Mirbek Bekboliev, 2020

Der UCM – Use Case Management Service (Cookbook) von buildingSMART ermöglicht die Erfassung, die Spezifikation und den Austausch von Best Practices und macht sie der gesamten Bauindustrie zugänglich. Während des gesamten Prozesses der Planung, des Bauens und des Betriebs müssen die Informationsaustauschanforderungen für jeden BIM-Use Case definiert werden. Dies könnte als Standard auf der Grundlage des ISO-Standards weiterentwickelt werden, der als IDM („Rezept“) bezeichnet wird. Dazu gehören Prozesse und Austauschanforderungen (Zutaten) mit den dazugehörigen Klassifikationen, Begriffen und Definitionen, Klassen mit vordefinierten Typen und ihren in bSDD (Kühlschrank) festgelegten Merkmalen. 

Die Qualität der Modelle und die Qualität des Projekts im Allgemeinen basieren auf der Qualität der Informationen und klaren Anforderungen. Mittels IDS ist es nun möglich, IFC-Modelle zu validieren, was auch für AIA (Auftraggeber-Informations-Anforderungen) verwendet werden kann. Die reibungslose Kommunikation und das Feedback sowie die gemeinsame Nutzung der Ergebnisse von Analysen, beispielsweise im Kontext des Brandschutzes, könnten mittels BCF erfolgen. Es sei zudem darauf verwiesen, dass nicht alle Kunden die gesamte Pizza (IFC) benötigen, sondern lediglich einen bestimmten Teil davon, der als MVD betrachtet werden könnte. Die vorliegende Lösung ermöglicht den Export von IFC-Modellen mit spezifischen Informationen, die für einen bestimmten Zweck benötigt werden, beispielsweise für Simulationen.

Publikationen zum Thema Brandschutz im bSD Verlag

Autor/in

Mirbek Bekboliev

Wissenschaftlich-Technischer Projektmanager | Arbeitsgruppen, Standardisierung, Technologie in der Geschäftsstelle von buildingSMART Deutschland